Frisch herausgeputzt
Ein erhaltenswertes Gebäudeensemble wurde behutsam modernisiert
Alte Häuser haben viel Charme. Das dachte sich auch die Bochumer Wohnstätten Genossenschaft, Eigentümer eines Gebäudeensembles in Bochum-Hamme, als die Entscheidung anstand, eine Grundmodernisierung durchzuführen. Anders als in vielen ähnlich gelagerten Fällen entschied sich der Bauherr bewusst dafür, der schmucken Fassade durch moderne Fassadendämmung nicht den Charakter zu nehmen. Vielmehr sollte deren Erhalt zur Leitline für die Modernisierungsmaßnahme werden. Eine herausfordernde Aufgabe für das Bochumer Typ A. | Architektenteam, das zwei unterschiedliche Gebäudetypen unter einen Hut bringen musste und dabei viel Fingerspitzengefühl für Erhaltenswertes und prägende stilistische Elemente bewies.
Überwiegend handelte es sich bei der Modernisierung um eine Wohnbebauung aus den 1930er-Jahren. Den Zeilenabschluss wiederum bildete ein neuerer Bau aus den 1950er-Jahren, der sich zwar nicht grundsätzlich von seinen älteren Nachbarn unterschied, jedoch im Gegensatz zu diesen keine Klinker in der Fassade aufwies. „Obwohl das Gebäude mehr als 20 Jahre jünger ist, war das Mauerwerk energetisch schlechter in der Beschaffenheit“, resümiert Ole Wetterich. Der Architekt empfahl in diesem Fall daher ein Wärmedämmverbundsystem für die Gebäudeaußenwand. Als großes Plus erhielten die Bewohner zum begrünten Innenhof gelegen großzügige Anstellbalkone und damit sozusagen ein Außenzimmer hinzu. Die Zusammengehörigkeit der Gebäude wird stilistisch durch die Klinkerflächen im Reichsformat, die vergleichsweise lang, jedoch nicht sehr hoch sind, sowie durch die Ober- und Untergurte an den Fenstern aus Beton erlebbar. Die bewusst zurückhaltende Farbgestaltung der Putzflächen in drei verschiedenen Grautönen unterstreicht das selbstbewusste Auftreten. Der 50er-Jahre-Bau reagiert darauf und übersetzt das Farbkonzept des 30er-Jahre-Baus auf die bauzeittypischen Faschen um die Fenster.
Analog zum Erhalt des stimmigen Gesamterscheinungsbildes wurden auch die Treppenhäuser im Ursprungsgedanken erhalten. Hier bestimmen helle, warme Grautöne und graubeiger Buntsteinputz das Bild. Die Trittstufen der Treppenläufe heben sich davon ab und sind farblich dem klassischen Ochsenblut nachempfunden.
Von der energetischen Sanierung profitieren unmittelbar die Mieter der Objekte. Eine lohnenswerte Kostenersparnis, die sich in den Nebenkosten niederschlägt, wurde erreicht, indem die Fenster sowie das Dach auf den neusten Stand gebracht wurden. Weiterhin wurden die Wohnungsgasthermen gegen zwei deutlich effizienter arbeitende Zentralheizungen ausgetauscht.
Fotos:
Sebastian Kautz
www.phototion.de
(Erschienen in CUBE Ruhrgebiet 01|22)