In Stein gehüllt
Dialog zwischen Gegensatzpaaren schafft perfekte Symbiose
Eine Familie mit vier Kindern wünschte sich ein neues Zuhause auf einem Grundstück mit herrlichem Waldblick. Aus dem von den Bauherren veranstalteten Wettbewerb mit fünf Architekturbüros gingen Titus Bernhard Architekten aus Augsburg als Sieger hervor. Der Bebauungsplan für das Grundstück machte strenge Vorgaben hinsichtlich Abstandsflächen, Höhenentwicklung, Wahrung der Zweiteiligkeit und Dachform des Bestands. Mit Hilfe eines komplexen 3D-Modells und unter Ausschöpfung aller baurechtlichen Möglichkeiten realisierte das Architekturbüro ein archetypisches Satteldach, ein leicht versetztes Haupt- und Nebenhaus sowie das um rund einen halben Meter abgesenkte Erdgeschoss und konnte so den Ansprüchen sowohl der Familie als auch der Behörden gerecht werden.
Der Entwurf reagiert auf die exponierte, nach Südwesten orientierte Lage des Grundstücks mit einer schlichten Fassade zur Straße, um die Privatheit zu wahren. Zu Garten und Wald öffnet sich die Villa mit großflächigen, bodentiefen Verglasungen für einen nahezu nahtlosen Übergang von innen und außen. Stein und Glas prägen Haupt- und Nebenhaus. Dieser Dialog zwischen Gegensatzpaaren prägt die Entwurfsidee des Architekten Titus Bernhard – ein Dualismus von groß und klein, hell und dunkel, rau und glatt sowie Natur und Artefakt entsteht. Insbesondere der Stein fasziniert. Das größere Haus zeigt helleren Dietfurter Kalkstein, das kleinere dunkleren Wachenzeller Dolomit, bei beiden bestehen die Fassaden aus bruchrau, auf Pressfuge verlegten Steinelementen in freien Längen, während der Stein der Dächer jeweils glatt geschliffen wurde. Die Steine umhüllen die Gebäude in perfekter Symbiose. Eine dritte Variante stellt der gesandstrahlte Bodenbelag aus Dietfurter Kalkstein in den Innenräumen dar. Nicht weniger beeindruckend ist die handwerkliche Meisterschaft und höchste Präzision, mit der die Spezialisten von Die Steinwerkstatt aus dem Allgäu die minimalistische Formensprache des Architekten umgesetzt haben.
Der Lichtführung kommt eine besondere Bedeutung zu. Durch die gezielte Anordnung von großflächigen Fenstern, Verglasungen über Wand und Dach sowie Lichtbändern in der Dachfläche wird Tageslicht in alle Wohn- und Lebensbereiche der Familie über drei Geschosse hinweg geführt. Das Architekturbüro gestaltete auch die Innenausbauten und Außenanlagen – und hat so ein Gesamtkunstwerk geschaffen.
Wohnfläche: 650 m²
Grundstücksgröße: 2.500 m²
Bauzeit: März 2020 bis Juni 2021
Bauweise: Massivbauweise
Energiekonzept: KfW 70 Standard
Fotos:
Orla Connolly & Jens Weber
(Erschienen in CUBE Düsseldorf 01|22)