Selbstbewusst im Bestand
Trotz kontextueller Vorgaben entstand ein individuelles Wohnhaus mit besonderer Ausstrahlung
Die auf den ersten Blick recht ungewöhnliche Form des Gebäudes resultiert aus einer Anpassung der ursprünglichen Planung an die Ortsbausatzung von 1935. In dieser Zeit entstanden viele der umgebenden Bauten und so war es dem Baurechtsamt wichtig, dass sich der Neubau in seiner Ausgestaltung am Bestand orientiert. Frey Architekten entwickelten eine sehr schmale und dadurch zurückhaltende Ansicht zur Straße hin, sodass sie sich in den charmant kleinteiligen, heterogenen und teils historischen Kontext einfügt. Die glatte Fassade und die nahezu bündigen Fenster setzen den Baukörper dennoch in Szene. Zum Garten öffnet sich das Wohnhaus und zelebriert den Blick ins Ramsbachtal, den die Bauherren auch auf der weitläufigen, mit Lärchendielen belegten und mit einem leichten Geländer umfassten Terrasse genießen können. Vom Zugangsbereich des Hauses führt eine Treppe sowohl auf die erhöhte Terrasse als auch in den Garten.
Das Erdgeschoss folgt der Topografie des leicht geneigten Grundstücks. Von der Ebene des Wohnbereichs mit Sitzfenster führen drei Stufen hinunter in den Essbereich mit angeschlossener, offener Küche. Helle Akzente aus Birkenholz unterstützen den großzügigen Raumeindruck. Als lebendiges Element öffnet sich der offene Kamin zu zwei Seiten. Der gegossene Sichtestrich findet sein Pendant in der Betondecke, die durch ihre bewusst robuste Materialität im spannenden Kontrast zu den präzise gefertigten Schreinermöbeln und den Fensterelementen aus Fichte steht. Über eine Sichtbetontreppe begleitet das helle Holz den Weg in das ebenfalls offen gestaltete Obergeschoss. Der Grundriss ist so konzipiert, dass bei Bedarf Trennwände eingefügt werden könnten, um beispielsweise einen Gästebereich zu separieren. Die Räume orientieren sich zur Gartenseite und sind großzügig verglast. Das Raumkontinuum wird fortgeführt über den Luftraum zum Dachgeschoss, der in einer Staffelung von Ankleide, offenem Bad und Schlafzimmer mündet – und wieder in einem beeindruckenden Ausblick ins Tal. Um die Räume ausgewogen zu temperieren, entschied man sich für eine innenliegende Wärmepumpe, kombiniert mit einer zentralen Wohnraumlüftung.
Fotos:
Sebastian Schels
www.schels.net
(Erschienen in CUBE Stuttgart 01|25)