Holzbox auf Betontisch
Umbau des Gymnasiums Neubiberg und Neubau einer Bibliothek
Viele der in früheren Jahrzehnten entstandenen Schulbauten stehen vor Platzproblemen. Sie waren nicht für den Ganztagsunterricht konzipiert und müssen nun, da diese Unterrichtsform immer häufiger wird, nachrüsten. Auch das Gymnasium Neubiberg, erbaut in den 1970er-Jahren, stand vor diesem Problem. Das Gebäude war zwar saniert, aber nicht erweitert worden. Das Münchner Architekturbüro Peck Daam, das im Bereich Schulbau erfahren ist, wurde mit der Aufgabe betraut, das Gymnasium umzubauen beziehungsweise zu erweitern.
Zunächst wurden verschiedene Funktionen umgeschichtet und in einem zweiten Schritt ein Erweiterungsbau errichtet. Die bisherige Mensa konnte vergrößert werden, indem sie in die vorhandene Bibliothek verlegt wurde. Dadurch haben hier 130 Schüler Platz. Der frei gewordene Raum der ehemaligen Mensa dient nun der Ganztagsschule. Für die Umstrukturierung war ein Rückbau auf den Rohbau nötig, da sich die Proportionen verändert hatten. Und auch die abgehängten Decken wurden entfernt um eine größere Raumhöhe zu erzielen. Dafür wurden die Akustik und die Lampen tiefer gehängt.
Nun musste ein neuer Standort für die Bibliothek gefunden werden. Sympathischerweise verzichteten die Architekten auf die Versiegelung einer weiteren Fläche und hatten die geniale Idee, den Fahrradabstellplatz zu überbauen. Sie schufen einen Betonsockel als Dach über dem Parkplatz und setzten eine „Holzbox“ aus Massivholz darauf. Die Anbindung an den Bestandsbau erfolgt durch eine Glasfuge und eine gemeinsame Fluchttreppe. Die Box auf dem Betontisch macht einen schwebenden Eindruck. Der neue Bibliothekssaal ist ein rechteckiger Raum mit offenem Grundriss und einer verglasten Längsseite mit einer auskragenden, überdachten Terrasse auf der Südseite. Sowohl der Lesesaal als auch die Terrasse haben runde Oberlichter, die innen für Helligkeit sorgen und im Terrassenbereich zwei Bäumen Platz machen. Halbhohe Regalwände stehen an der gegenüberliegenden Wand und querstehende zonieren den Saal. Eine der Vorgaben für die neuen Baumaßnahmen war die Wahl von werthaltigen Materialien. Das verbaute Holz in der Bibliothek sowie in der neuen Mensa vermittelt einen einladenden und wohnlichen Charakter. Durch den Erweiterungsbau ergibt sich eine Gebäudeinszenierung zweier einander gegenüberliegender Riegel und ein verlängerter Weg entlang der Fahrradgarage im Freien zum Haupteingang.
Fotos:
Uta Niedermaier
www.designbuero-una.de
(Erschienen in CUBE München 02|22)