Klassisch und modern zugleich
Ein Einfamilienhaus nutzt seine Dachpotenziale kreativ aus
Die Bauherren hatten in einer Straßenzeile in Meerbusch mit Doppel- und Einfamilienhäusern ein Grundstück mit einem kleinen Siedlerhaus erworben, das bereits baufällig war. Die beauftragten Ricardo Ferreira Architekten schlugen zunächst einen Entwurf mit Flachdach und Gäste-Apartment im Untergeschoss vor, der allerdings vom Bauamt aus baurechtlichen Gründen abgelehnt wurde. Die Bauherren haben dagegen Einspruch erhoben und geklagt – und am Ende sogar den Prozess gewonnen. Um das Bauprojekt durch mehrjährige Prozessverfahren nicht unnötig zu verzögern, entwickelte das Architekturbüro aus Meerbusch zeitgleich einen zweiten, genehmigten und realisierten Entwurf, der die klassische Satteldach-Typologie der Nachbarhäuser mit modernen plastischen Elemente verknüpft.
Das traufseitig zur Auffahrt orientierte Gebäude bildet durch einen Rücksprung und im Zusammenspiel mit der als Grenzbebauung errichteten Garage einen kleinen Vorhof aus. Dieser lässt den Hauseingang etwas zurücktreten und öffnet beim Betreten des Hauses zugleich den Blick in das straßenseitig orientierte Treppenhaus. Dabei wird die aus dem Giebel abgeleitete Eingangsfront markant in die Schwebe versetzt: Wie eine monumentale Dachgaube kragt ein Kubus über dem Verbindungstrakt zwischen Garage und Wohnhaus aus und schafft so einen teilweise überdachten Eingangsbereich. Auf dem Flachdach des Baukörpers entsteht dabei eine nach Süden exponierte Dachterrasse, die vom Spitzboden aus erreicht wird. Durch eine Attika ist sie vor Einblicken von der Straße geschützt. Um die Raumansprüche in dem Satteldachhaus abzubilden, wurde es nötig, ein größeres und gleichzeitig auch höheres Gebäude zu bauen. Im Erdgeschoss befinden sich – abgeschirmt vom Entree – Garderobe und Gäste-WC. Der Luftraum der Treppe, der durch ein vertikales Fensterband belichtet wird, lässt viel Licht in das Haus bis hinunter in das Untergeschoss. In einem fließenden Grundriss öffnen sich Küche, Ess- und Wohnzimmer zu den umliegenden Nord- und Westterrassen mit breiten, bodentiefen Glasschiebeelementen. Eine Zonierung erfolgt durch den Kamin. Das ebenfalls im Erdgeschoss geplante Arbeitszimmer lässt später eine Umnutzung des Erdgeschosses zu einem ebenerdigen Apartment mit einem Schlafzimmer zu.
Im Obergeschoss schließen sich die beiden Kinderzimmer mit einem Kinderbad und der separierte Elterntrakt mit Schlafzimmer, Ankleide und eigenem Badezimmer an. Von hier aus ergibt sich auch der Zugang zu einer Loggia, die nach Norden in das Dach eingeschnitten wurde und durch Fensterfronten Licht in die Räume lässt. Vom Flur aus verläuft schließlich eine kompakte Treppe hinauf in den Spitzboden, wo ein Spiel- und Fitnessbereich den Zugang zur straßenseitigen Loggia nach Süden herstellt. Auch im vollunterkellerten Untergeschoss bietet sich genügend Außenkontakt: Das über die Treppe erreichbare Gästeapartment mit Duschbad erhält durch eine Abgrabung ausreichend Tageslicht. Bewusst reduziert geben sich die von den Architekten ebenfalls konzipierte Innenarchitektur und Lichtplanung: Parkettböden und großformatige Fliesen in den Bädern harmonieren mit den weiß verputzten Wänden und dem vom Schreiner maßgefertigten Einbaumobiliar. Die technischen Installationen umfassen eine Luftwärmepumpe, die von einer PV-Anlage auf dem Dach gespeist wird, sowie einen Hygienespeicher für Warmwasser. Ein Smart Home System erledigt die übergreifende Steuerung aller Komponenten.
Fotos:
Julia Vogel
www.juliavogelfotografie.de
(Erschienen in CUBE Düsseldorf 01|25)