Im Bestand steckt viel Potenzial
Ein Siedlungshaus wird entstaubt und wandelt sich in ein lichtes und großzügiges Gebäude
Als die Essener Architektin Dagmar Tauch den Auftrag erhielt, ein Dreifamilienhaus aus den 1970er-Jahren in Castrop-Rauxel in ein Einfamilienhaus mit Einliegerwohnung umzubauen, bot sich ihr ein für diese Ära typisches Bild: ein Siedlungsbau, dessen Grundriss kleinteilig und nicht mehr zeitgemäß war. Um die Wünsche der Bauherren nach einem modernen, großzügigen und offenen Wohnkonzept im Erd- und Obergeschoss für das Ehepaar sowie einem abgeschlossenen Bereich für die Tochter umzusetzen, war zunächst eine Kernsanierung erforderlich.
Die Fassade wurde gedämmt und erhielt einen unterschiedlich gestrichenen Feinputz sowie straßenseitig Lichtbänder. Die Giebelseite wurde mit Faserplatten verkleidet. Die größte Veränderung fand gartenseitig statt. Dort sorgen nun bodentiefe dreifachverglaste Fenster für viel natürliches Licht und ermöglichen den Blick ins Grüne und auf den Pool. Innen ist das ursprüngliche Haus nicht wiederzuerkennen. Nahezu alle Wände im Erdgeschoss wurden entfernt und der Grundriss komplett verändert. Um den neuen offenen Essbereich mit integrierter Küche großzügig gestalten zu können, wurde der Wohnraum gartenseitig vergrößert. Dadurch wurde nicht nur Platz für den Essbereich geschaffen, auch das Obergeschoss profitiert davon. Das Wohnzimmer, das im Obergeschoss Platz fand, erhielt so einen Balkon über dem Anbau. Sämtliche Nebenräume, Bäder und Arbeitsbereiche sind zur Straße hin ausgerichtet. Im Koch-/Essbereich sowie im Wohnbereich sorgt Parkett in Verbindung mit Fußbodenheizung für eine warme Atmosphäre. Das Fischgrätmuster im Koch-/Essbereich und Planken im Flur grenzen die Bereiche dabei bewusst voneinander ab. Für die Einliegerwohnung wurde ein Designboden in Holzoptik gewählt. Akzentwände bringen Farbe ins Spiel und auch die Fliesen, wie etwa die Betonfliesen mit Ornamenten im Erdgeschoss, fallen ins Auge. Die Küche mit dem im Raum stehenden Küchenblock ist ebenso eine Sonderanfertigung wie die interne Holztreppe mit Betonpodest, die eine Verbindung zwischen Kochen, Essplatz und Wohnen schafft. Ein besonderer Bereich ist im Obergeschoss entstanden. Hier plante die Architektin ein Wellnessbad mit freistehender Wanne, Doppelwaschtisch und Schminktisch sowie abgetrennten Bereichen von Dusche, WC und Bidet. „Auch wenn beim Umbau manche Überraschung zutage gefördert wird und man in Abstimmung mit dem Bauamt einige Kompromisse eingehen muss, steckt in Bestandsbauten viel Potenzial. Die Verwandlung in ein zeitgemäßes Ambiente mischt sich mit dem guten Gefühl, ressourcenschonend agiert zu haben. Photovoltaik wird noch nachgerüstet“, fasst Dagmar Tauch zusammen.
Fotos:
Dagmar Tauch
(Erschienen in CUBE Ruhrgebiet 03|24)