Raum für Schmuck
Goldschmiede in Mainz vereint Altstadtflair und zeitgemäße Handwerkspräsentation
Mit dem Generationswechsel in der Goldschmiede Stöckl bekam der Betrieb in der historischen Altstadt von Mainz neue und größere Räumlichkeiten im gleichen Haus direkt neben den ehemaligen Laden, der nun als Werkstatt dient. Der Bauherr von Heidacker Architekten wollte mit dem Umzug eine zeitgemäße Präsentation seines Handwerks realisieren sowie in einem Umfeld arbeiten, in dem sich auch die Kunden wohl und emotional abgeholt fühlen. Schließlich ist der Goldschmiede die Bedeutung bewusst, die ein Schmuckstück hat, verbunden mit Geschichten, besonderen Momenten oder Erinnerungen. Angesichts der historischen Mainzer Altstadt war schnell klar, dass die Architekten mit hohen Anforderungen der Goldschmiede in Bezug auf Sicherheit (z. B. Panzerglas bei den Fenstern), ein modernes Ladenkonzept und den Denkmalschutz zu rechnen haben. Auch die Eingangstür durfte in ihrem Erscheinungsbild nicht verändert werden und in die Fassade ist eine denkmalgeschützte Madonna-Figur integriert.
Bei dem Projekt arbeiteten die Architekten eng mit Ludwig Gützkow, der das Interieur gestaltete, und Henn Planungswerkstatt für das Lichtdesign zusammen, da das Licht eine prägende Rolle im Gesamtkonzept hat. Via App kann nun der Inhaber die Lichtgestaltung so steuern, dass der Schmuck optimal in Szene gesetzt wird. Um die gewünschte offene und transparente Atmosphäre zu schaffen, die die Räumlichkeiten auch großzügiger erscheinen lässt, enfernte der Architekt zwei Wände. Zwei sichtbar belassene Stahlträger und Abfangungen bis in die alten Gewölbekeller gewährleisten nun die Statik. Im so entstandenen Raumkontinuum wurden unterschiedliche Bereiche geschaffen: Der größte ist dabei der Eingangsbereich, der auch die Theke aus Cortenstahl mit der Kasse aufnimmt. Entlang der Fassade verläuft über die gesamte Raumlänge ein langer Brüstungsschrank, auf den Glasvitrinen gestellt werden können. Aus diesem Möbel entwächst eine Art Stehtisch, der für kürzere Beratungsgespräche dient. Dieser Raum wird hinter der Kassentheke durch eine Betonspachtelwand mit dezent eingeprägtem Firmenlogo bestimmt. An dieser Wand finden sich ebenfalls Glasvitrinen und ein Lichtkunstwerk bestehend aus verschiedenen Lichtkästchen, die beliebig variiert werden können. Der Raum für intensivere Beratungen und privatere Besprechungen liegt im hinteren Bereich des Ladens. In diesem Bereich erlebt man eine kleine Überraschung: Eine Glasscheibe trennt den Raum von der Werkstatt. Durch diese können Kunden und Interessierte zusehen, wie die Goldschmiede ihr Handwerk ausüben.
Fotos:
Hans Ringenier
Dominik Stöckl
(Erschienen in CUBE Frankfurt 04|22)