Haus und Düne im Einklang
Ein Gesundheitsresort auf Sylt fügt sich eindrucksvoll in die Landschaft ein
Die Dünenlandschaft auf Sylt wird wegen ihrer rauen Schönheit geliebt. Sie prägt auch die Gestaltung des neuen Lanserhofs, dessen Architektur zum Teil der Landschaft wird. Der Düsseldorfer Architekt Christoph Ingenhoven, der bereits seit 2011 mehrere Projekte für die Health-Hospitality-Gruppe realisiert hat, hat zusammen mit ingenhoven associates ein einzigartiges Gebäudeensemble geschaffen, das die Tradition des Reetdaches zeitgenössisch interpretiert.
Möglich wurde das Projekt durch die vorherige Bebauung des Ortes: Der Lanserhof Sylt wurde auf einem ehemals militärisch genutzten Areal aus den 1930er-Jahren errichtet. Neben dem erhaltenen denkmalgeschützten Offiziersheim umfasst er ein Haupthaus, drei Strandhäuser sowie das Diagnostikhaus. Bereits von Weitem beeindrucken die neuen Gebäude mit ihren überkragenden Reetdächern: Zusammengenommen bilden sie mit 7.100 m² das größte reetgedeckte Dach Europas. Genau wie das medizinische Konzept des Lanserhof auf Reduktion beruht, bedeutet Luxus in der Gestaltung hier nicht Opulenz von Dekor und Oberflächen, sondern Ruhe und Konzentration. Edle, sorgfältig ausgewählte Materialien, die zugleich alle ökologisch und gesundheitlich unbedenklich eingestuft werden, bestimmen das Bild. Großzügige Räume und ein feindurchdachtes Zusammenspiel von Innen und Außen lassen einen engen Bezug von Mensch und Natur entstehen. Mit viel Weiß, Beige und Grau lehnt sich auch die Farbpalette an die Dünenlandschaft an. Das Haupthaus besteht aus drei Gebäudeteilen, die an der Nordseite miteinander verbunden sind. Der Baukörper ist zugleich kompakt gehalten, um möglichst wenig Fläche zu versiegeln. Zusätzlich reduziert eine Hochwärmedämmung den Energiebedarf maßgeblich. Die beiden Dachgeschosse bieten Raum für 55 Gästezimmer, das Erdgeschoss umfasst den Medical Spa mit Klinik, Behandlung, Empfang und Restaurant. Im Untergeschoss ist die Fitnessebene verortet, inklusive Kletterwand, Spa, Bäderbereich sowie Innen- und Außensalzwasserpool. Gestalterisch ist das Hauptgebäude von den für Sylt typischen Friesenhäusern mit tiefgezogenen Reetdächern, verhältnismäßig kleinen Fassadenflächen und Fenstern inspiriert – wobei eben ganz zeitgenössisch interpretiert: Das Haupthaus ruht auf Stützen, sodass das Erdgeschoss rundherum verglast werde konnte. Es entsteht ein Kontinuum von Haus und Düne, unterbrochen nur durch partielle Einblicke in das Innenleben des Gebäudes. Sanft schwingen First und Traufkante und die weichen Formen des Reetdaches zeichnen die Düne nach. Eine imposante Treppe aus Stahl und Eichenholz bildet das zentrale räumliche Element im Gebäudeinneren. Sie verbindet alle Ebenen, führt die Gäste vom Empfang über den medizinischen Bereich zu ihren Zimmern, denen jeweils ein eigener, geschützter Außenbereich angegliedert ist. Die in das Dach geschnittenen Loggien schirmen vor starken Winden ab und eröffnen zugleich den freien Blick auf das Meer oder die Dünen.
Fotos:
HGEsch
www.hgesch.de
(Erschienen in CUBE Hamburg 01|24)