Zeitübergreifend modern

Ein Architekt baut sich in Starnberg ein stilles Haus aus Erinnerung

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Architektenhäuser – so das Klischee – sind meist luxuriöse „Edelhütten“. Hier hingegen handelt es sich um eine biographische Visitenkarte, die viel über ihre Bewohner erzählt: Edle Zurückhaltung, klassisches Understatement und gänzlich ohne Protz und Hiergeschrei. Er bevorzuge „anonyme Architektur“, wie Marco Goetz, der Bauherr, es ausdrückt. Das Haus steht mitten in Starnberg, umgeben von einer recht inhomogenen Nachbarschaft – hier gibt es alles, nur keine Einheitlichkeit. Auf dem großen Grundstück stand bislang nur das Vorderhaus aus der Gründerzeit. Der Hinterhof – jetziger Standort des Ziegelneubaus – war vollgeparkt mit Autos.

Pfirsichfarbige Ziegel in verschiedenen Nuancen, die der Bauherr nach langer Suche in Nordfrankreich fand, bestimmen das Erscheinungsbild des Neubaus. Die Verteilung der hellen und der dunklen Ziegel erfolgte nach dem Zufallsprinzip, so wie die Klinker von der Palette kamen. Sie sind mit einer auffallend dicken Mörtelschicht gemauert, was den industriellen Charakter des Gebäudes und die herbe Note noch verstärkt. Auf den ersten Blick könnte man das Haus durchaus für eine kleine Fabrik halten, die hier schon immer stand. Roh belassener, unverputzter Klinker kam früher in der süddeutschen Region überwiegend bei Industrie- und Gewerbebauten vor. Im Ruhrgebiet oder in Belgien, woher die Hausherrin stammt, dominieren die roten Backsteinbauten das Bild der Städte, als ob sie sich mit ihrer Schwere an das etwas rauere Klima anpassen müssten. Das Faible für derartige Gebäude hat also durchaus biographische Gründe. Es sind Reminiszenzen an Architekturerfahrungen von Marco Goetz: Ein Destillat aus der örtlichen Kirche mit ihren schlanken Säulen aus Ziegel, die „Red Brick, White Trim“-Architektur der Universität von Virginia, an der Goetz studierte, die Backsteinhäuser Flanderns, die Brownstones von Brooklyn oder die Lagerhäuser des Midwest. „Nachdem ich selbst darin wohne“, meint der stolze Hausbesitzer, „soll es mir ja auch in langen Jahren noch gefallen.“ Garant dafür ist die zeitlose Eleganz dieser Gebäude. Sie hält ja schon ein Weilchen an, die Renaissance der „Bricks“ – jetzt wieder en vogue als beständiges, archaisches Baumaterial. Das Starnberger Haus war ursprünglich als reines Wohnhaus gedacht. Nun ist ins Erdgeschoss ein Landschaftsarchitekturbüro eingezogen. Das dreigeschossige Haus hat ein zurückspringendes Dachgeschoss mit einem Grillkamin auf der Terrasse, der die Komposition optisch komplettiert. Kleine Gesimse schließen das jeweilige Stockwerk ab und strukturieren das Gebäude, ebenso wie die überall gleichen bodentiefen Fenster mit ihren schwarzen Holzrahmen und kleinen Balkonen mit schwarzen Brüstungen aus Stahl.

Auch im Innern des Hauses wird Zurückhaltung als Tugend zelebriert. Die schwarzen Eingangstüren der Wohnungen haben eingesetzte Spiegel. Ein mit Messing und gestrichenem Stahl ausgekleideter Aufzug ist eher ein kleines fahrendes Zimmer mit einem verschämten Lämpchen in einer Ecke. Auch in der Architektenwohnung auf zwei Ebenen spürt man die Stimmigkeit, da jedes Detail durchdacht und vor allem ungewöhnlich ist. Im besten Sinne individuell und farbenfroh. Eine grüne Küche mit maßgeschreinertem Mobiliar. Ein türkis verkleideter Flur, der sich als durchgängiger Schrank entpuppt. Unten wird geschlafen und oben – umgeben von der großen Terrasse – gewohnt, in einem Ambiente, das wirkt, als sei es geschmackvoll zusammengewürfelt aus Design- und allerlei Zufallsfundstücken. Eine Erholung fürs Auge, das ermüdet ist von der Glätte und Kühle von Chrom, Glas und Beton.

www.goetzcastorph.de

Fotos:

Michael Heinrich
www.mhfa.de

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