Einprägsamer Rhythmus
Erweiterungsbau für Forschung, Praxen und Labore der Humangenetik zeigt sich offen und einladend
L-förmig ergänzt der dreigeschossige Neubau den Bestand und bildet mit ihm einen Gebäudekomplex, der einen neuen Innenhof umgibt. Mit diesem Zusammenschluss aus Alt und Neu ist ein klarer und starker städtischer Baustein entstanden. Im Inneren konnten die Funktionsbereiche auf allen Ebenen des Unternehmens für Humangenetische Forschung sowie sequenzierende Diagnostik und Behandlung über einen Ringschluss effektiv verbunden werden. Dazu gehören sowohl die Arztpraxen und Behandlungsräume als auch Labore und Büros. Im Rahmen der Sequenzierung der DNA wird die Reihenfolge der vier chemischen Bausteine des DNA-Molekül bestimmt. Die Sequenzdaten geben u. a. Aufschluss darüber, ob ein Gen Veränderungen aufzeigt, die Krankheiten verursachen können.
Im Spannungsfeld zwischen der hochtechnologischen Ausrichtung des Unternehmens und einer einladenden, patientenfreundlichen Atmosphäre gestalteten Dannien Roller Architekten + Partner die Räume hell und offen – ohne auf die notwendige Diskretion zu verzichten. Materialien und Farben strahlen eine angenehme Wärme aus, die Haptik der Oberflächen ist einladend und angenehm gestaltet. Sie vermittelt Zugewandtheit zu Patient:innen und Mitarbeitenden. Die Teamzonen mit Teeküchen, Aufenthaltsbereichen und Cafeteria sind wie einzelne Perlen einer Kette über das gesamte Gebäude verteilt. Mit ihrer auffällig kräftigen roten Farbgebung heben sie sich von der ansonsten harmonisierenden Farbpalette ab und markieren die identitätsstiftenden Gemeinschaftszonen in den verschiedenen Unternehmensbereichen. Das neu gestaltete Treppenhaus verknüpft diese „Perlen“ miteinander. Sein rotes Geländer fungiert wie ein Band, das die übergeordnete Logik der Raumsequenzen und deren Kohärenz verstärkt.
Das Tätigkeitsfeld des Unternehmens übertrugen die Architekt:innen symbolisch auf die Gestaltung der Fassade: Ähnlich der DNA-Doppelhelix umschließen die modularen Fassadenelemente die Grundkonstruktion des flexiblen und kernaktivierten Skelettbaus aus Stahlbeton. Dabei spiegeln die Modulelemente aus Holz das Thema der Sequenzierung. Mit seinem einprägsamen Rhythmus markiert der Gebäudekomplex den baulichen Auftakt des neuen Forschungsparks Cyber Valley in Tübingen.
www.dannien-roller-architekten-partner.de
Fotos:
Dietmar Strauß
www.dietmar-strauss.de
(Erschienen in CUBE Stuttgart 04|24)