Die vielen Leben einer Villa
Diverse Verwandlungen im Lebenszyklus eines Hauses im Westend
Die prächtige Villa im Berliner Westend wurde 1887 vom Architekten Wilhelm Walther auf einem 3.000 m² großen Grundstück erbaut. Walther war bekannt für seine eleganten und detailreichen Entwürfe, was ihm zum Teil den Ruf eines Hauptvertreters des Eklektizismus eintrug. Er selbst bewohnte die Villa als sein privates Domizil. Noch heute gibt es in Berlin zahlreiche bedeutende Gebäude des Architekten aus der Wilhelminischen Ära. Sein späteres Eigenheim in der Königsallee aus dem Jahr 1912 war so gigantomanisch, dass es ob seiner Größe noch heute als „Villa Wilhelm Walther“ bekannt ist. Das Haus an der Spreetalallee von dem hier die Rede ist, hat bis heute etliche Wandlungen durchlebt.
Bis vor Kurzem residierte hier eine ehemalige Touristik-Unternehmerin. In dieser Phase wurde aus dem Gebäude eine Luxusvilla nach dem Geschmack ihrer aus Persien stammenden Besitzerin. Als die neue Bauherrin das Anwesen erwarb, glich die einstige Prachtvilla zuletzt einer Ruine. Das Dach war nur noch teilweise vorhanden und Vögel nisteten im Inneren. Sie liess sich davon nicht abschrecken und fand Mitstreiter, die maßgeblich an der Errettung des Hauses beteiligt waren: In Holger Hansen fand sie einen Architekten, der genügend visionäres Vorstellungsvermögen mitbrachte, um dieses Trümmerfeld wieder in ein Wohn- und Bürogebäude zu verwandeln. Zusammen mit dem Interior Designer Karim El-Barbari, der für die Beschaffung diverser Objekte und Ausstattungselemente zuständig war, schafften sie gemeinsam, die orientalisch-exotischen Wünsche der Auftraggeberin in Räume zu übersetzen. Für die Wohn- und Geschäftsräume stehen nun 1.000 m² zur Verfügung. Das 1. Obergeschoss – die Beletage – wurde komplett entkernt, um die Wohnräume zu reorganisieren und neu zu gestalten. Des Weiteren kamen ein Indoor-Pool, ein Film- und ein Fitnessraum im Untergeschoss hinzu. Von zentraler Bedeutung war die wertvolle Sammlung von signierten Perserteppichen, um die herum die Möbel arrangiert wurden. An Seide, Samt, Leder, Marmor, Lüstern, Spiegeln und intensiven Farben wurde nicht gespart. Vor allem einem intensiven Pink – der Lieblingsfarbe der Hausherrin – kam eine dominante Rolle zu, was der Liegenschaft eine zeitlang den Namen „Villa Pink“ einbrachte. Der Stil der Einrichtung war inspiriert vom französischen Art Déco und der Wiener Akademie um 1930.
Obwohl das Grundstück an einer viel befahrenen Straße liegt, vergisst man die pulsierende Metropole angesicht der beeindruckenden wilhelminischen Villa, sobald man das Gartentor hinter sich gelassen hat. Der parkartige Garten ist in verschiedene Zonen unterteilt, um unterschiedliche Aufenthaltsvarianten zu bieten – einem großem Pool inklusive. Gleich daneben steht ein gläserner Pavillon, der als Event-Location gemietet werden kann.
Fotos:
Mark Seelen
www.seelenplus.com
Catherine Scofoni
www.acscoffoni.com
(Erschienen in CUBE Berlin 03|24)