Der Nachher-Effekt überzeugt
Gelungene Verjüngungskur eines Sixties-Hauses
In das am Münchner Stadtrand gelegene unsanierte Kettenhaus aus dem Jahr 1961 verliebte sich eine Familie, die dringend nach einem größeren Haus gesucht hatte. Die künftigen Bauherren erwarben das Anwesen und zogen den Architekten Enrico Schreck von millimeta aus München hinzu, um das Haus ihren Bedürfnissen gemäß zu sanieren und umzubauen. Die Kombination aus Flach- und Pultdach und die daraus resultierende wechselnde Geschossigkeit sowie die unterschiedlichen Gebäudetiefen geben dem Wohnnhaus eine außergewöhnliche Kubatur und einen unüblichen Grundriss. Diese besonderen räumlichen Qualitäten galt es einerseits zu wahren, dennoch aber für die Auftraggeber zu optimieren.
Das Erdgeschoss wurde durch minimale Grundrissänderungen den räumlichen Anforderungen zeitgemäßen Wohnens einer fünfköpfigen Familie angepasst. Durch den großzügigen Eingangsbereich gelangt man in die offene Wohnküche, die das Zentrum des Hauses bildet. Sie geht fließend in den Wohnbereich über. Der vorhandene Kamin steht mitten im Raum und unterteilt den Wohnraum in verschiedene Bereiche. Eine gartenseitige Erweiterung schafft zusätzlichen Wohnraum, ohne das stimmige Erscheinungsbild von aussen zu stören. Eine neue großformatige Fensterfront ermöglicht eine räumliche Verbindung zwischen Innen- und Außenraum. Geschickt positionierte Einbaumöbel generieren ausreichenden Stauraum. Durch die Verwendung von nur zwei Farben wurde in den Innenräumen eine ruhige und klare Atmosphäre geschaffen. Weiß für alle Fronten der Einbauschränke und die aufgearbeiteten bauzeitlichen Zimmertüren. Alle weiteren Oberflächen, wie die Holz-Alu-Fenster, die Haustüre, alle Wand- und Deckenflächen sowie der Fassadenanstrich im Sockelbereich erhielten den Farbton Venato – der gezielt in unterschiedlichen Nuancen abgestuft wurde. Für den Boden im Erdgeschoss wurden Fliesen in Betonoptik gewählt, ebenso für die Bäder und den Terrassenbelag. Einige warme Akzente kommen durch den Einsatz von Eichenholz für die Garderobe und das Sitzfenster im Wohnzimmer hinzu. Auch die Treppe und der Boden im Obergeschoss sind aus Eiche. Das Farbkonzept setzt sich bei der Fassade fort. So ist das Erdgeschoss weiß verputzt, die obere Haushälfte wurde mit vorvergrauter, sägerauer Fichte verkleidet. Das straßenseitige Fenster im Obergeschoss wich einem Dachflächenfenster, womit die Qualität der natürlichen Belichtung deutlich verbessert wird. Das neue Vordach ordnet sich den klaren Linien unter und markiert dezent die Eingangssituation. Die neue Elektroinstallation wurde als Bussystem realisiert. Geheizt wird mittels einer Wärmepumpe. Dank der großen Einsatzbereitschaft und hohen Ausführungsqualität der beteiligten Firmen und Ingenieure konnte letztendlich ein großer Erfolg gefeiert werden: Durch die Verjüngungskur wirkt das Haus nun wie ein Neubau.
Fotos:
Kay Blaschke
www.kayblaschke.de
(Erschienen in CUBE München 03|24)