Traumfängerfabrik
Arrial nennt sich die neue Firmenzentrale von Arri in der Parkstadt Schwabing
Das Arri in der Münchner Türkenstraße war eine Institution nicht nur für Cineasten, wegen des gleichnamigen Kinos, sondern auch für die Filmbranche – bevorzugt für Kameraleute. Denn hier wurden die First-Class-Kameras jahrzehntelang hergestellt. Aber auch im Bereich der Postproduktion hatte das alte Stammquartier einen weltweiten Ruf. Der Name Arri ist von den Gründern August Arnold und Robert Richter abgeleitet, die die Firma 1917 ins Leben riefen.
Zum 100-jährigen Jubiläum, als die Räumlichkeiten am alten Standort längst viel zu eng geworden waren, begannen 2017 die Bauarbeiten auf dem neuen Areal in der Parkstadt Schwabing, an der Herbert-Bayer-Straße unweit von anderen Global Playern wie IBM, Microsoft und Amazon. Eine passende Nachbarschaft, da Arri-Kameras weltweit als Marktführer gelten. Die Architekten des neuen Hauptquartiers waren das in Gräfelfing ansässige Architekturbüro Hoffmann Amtsberg. Das neue Gebäude für 600 Mitarbeiter auf einer Fläche von 20.000 m² entwickelt sich u-förmig entlang der Wilhelm-Wagenfeld-Straße mit zwei parallelen, 130 m langen Riegeln und einem Querriegel, der den Eingangsbereich an der Herbert-Bayer-Straße bildet. Ob seiner Größe trägt das Arri-Gelände nun den Namen „Arrial“. Das Gebäude setzt auf Nachhaltigkeit, offene Räume, hohe Decken im Industriedesign und lichtdurchflutete Treppenhäuser. Es gibt zahlreiche Büros und Besprechungsräume. Für eine angenehme Arbeitsatmosphäre sorgen Aufenthaltsräume, Gemeinschafts- und Begegnungsbereiche sowie ein begrünter Innenhof. Das Open-Space-Konzept erleichtert das teamübergreifende Arbeiten und zudem garantiert der Neubau optimierte Prozessabläufe. Die Innenausstattung entwarf das Büro CSMM, München.
Arri baut nicht nur Kamerasysteme, sondern auch Objektive, Zubehör und Beleuchtungstechnik und bietet zudem ganzheitliche Lösungen für die weltweite Film- und TV-Industrie an. Dafür mussten Forschungsabteilungen und Fertigungsanlagen im Gebäude untergebracht werden. Sehr große quadratische und tiefe Holzrahmenfenster könnten eine Anspielung auf die Frames der früheren Schwarz-Weiß-Filme sein. Sie wechseln sich ab mit kleineren gleichformatigen Fenstern – mal sind die Großen oben, mal unten. Die Metallverkleidung der Terrasse über dem Eingang erinnert ebenfalls an die Lochung auf einem Filmstreifen. Auch die Wahl des schwarzgebrannten Klinkers als Baumaterial passt ins Bild der Filmwelt und weckt Assoziationen zu alten Filmstudios. Der Riegel rechts ist dreigeschossig, der linke entlang der Wilhelm-Wagenfeld-Straße ist viergeschossig. Solarpaneele auf dem Dach versorgen das gesamte Gebäude und auch die Anschlüsse für E-Autos und E-Fahrräder mit Strom. Geplant ist, das Gestaltungskonzept über die Straße hinweg auf einem Erweiterungsgrundstück fortzusetzen.
Fotos:
Ken Wagner
www.kenwagner.de
(Erschienen in CUBE München 02|21)